Letztes Wochenende war wohl das bisher spannendste/ungewöhnlichste Wochenende während meines Austauschssemesters. Wir (d.h. zwei Kanadier, drei Niederländer, ein Franzose, zwei Deutsche und zwei Belgier) sind nach Abikso gefahren. Abisko liegt 195km nördlich des Polarkreises und hat geschätzte 100 Einwohner.
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mein Bett |
Aber von vorne. Die Fahrt begann Freitag um 18:35 Uhr. Angekommen sind wir Samstag um 11:45 Uhr. Wir mussten einmal um 7 Uhr umsteigen, hatten aber dafür eine Kabine in einem Schlafwagen. Die war in der Tat sehr klein. Auf ungefähr 2x2 Metern haben sie 6 Betten untergebracht, jeweils drei übereinander. Irgendwie kam bei allen etwas Harry Potter Feeling auf. Den Abend haben wir uns mit Spielen vertrieben, ehe wir versucht haben etwas zu schlafen. Auch wenn es alles etwas eng und ruckelig war ging das mehr oder weniger gut. Um 6:30 Uhr sind wir aufgestanden, haben unsere Sachen gepackt und sind in den nächsten Zug gestiegen. So langsam ging dann auch die Sonne auf und man konnte etwas von der Landschaft sehen. Und zwar nur Landschaft. In den 4 Stunden haben wir 3-4 Mal gehalten und ansonsten wirklich keinerlei Zivilisation gesehen. Bis wir schließlich in dem kleinen Ort Abisko angekommen sind. Dort ist es wirklich schön!
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Sicht aus dem Bett (ok, die
Schienen habe ich weggeschnitten) |
Unser Hostel lag direkt bei der Zugstation (Bahnhof kann man das nicht nennen), was aber nicht weiter schlimm ist, da dort nur dreimal täglich ein Zug fährt. Beim Hostel hat uns der Leiter schon erwartet und uns unsere Zimmer gezeigt. Die waren auch nett eingerichtet. Dann ging es aber schon mit den Problemen los: Das Hostel baut gerade eine neue Sauna, weswegen wir sie nicht benutzen konnten. Aber es gibt eine kleine Grundschule im Dorf, welches ein kleines Schwimmbad mit Sauna besitzt und der Leiter des Hostels hat uns versprochen die Hälfte des Eintritts zu übernehmen. Die Sauna in der Schule hat sich noch aus einem anderen Grund angeboten: dort gibt es Duschen. Nicht, dass es im Hostel keine gäbe. Aber die hat zwei Nachteile: 20 Leute teilen sich eine Toilette und eine Dusche. Allerdings sind die auch noch in einem Raum, sodass keiner auf die Toilette kann wenn jemand duscht. Zweiter Nachteil ist, dass die Warmwasserleitung irgendwie gekappt wurde. Auf jeden Fall hatte das ganze Hostel (also ca. 45 Personen) nur 200 Liter warmes Wasser am Tag zur Verfügung.
Also sind wir nach unserer Ankunft in Abisko in das kleine Schwimmbad, haben noch ein paar Pflichtfotos im Bikini im Schnee gemacht, sind in die Sauna und haben dann lange warm geduscht.
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Schneeanzüge |
Davor sind wir noch in den ortseigenen Supermarkt. Der ist erstaunlich groß. Vor allen Dingen die Süßwarenabteilung war riesig. Und das bei 100 Einwohnern. Es war etwas schwer mit 10 Personen ein gemeinsames Essen einzukaufen, doch auch diese Herausforderung haben wir gemeistert :) So gab es abends Nudeln mit Soße und (seperat wegen der Vegetarier) noch Hackfleisch. Da waren alle glücklich. Abends kam dann das große Highlight: Die Nordlichtour. Zunächst haben Yvana und ich uns die tollen Schneeoveralls geholt, die das Hostel kostenlos zur Verfügung stellt. Nicht, weil es sehr kalt war, sondern einfach um das Lapplandfeeling zu bekommen. Die Anzüge sind auch super, sie halten wirklich warm und sind wasserabweisend. Yvana und ich sind etwas früher aus dem Hostel um noch einen Schneemann zu bauen. Das war nämlich unser nächster Pflichtpunkt. Er ist zwar nicht so groß geworden und wurde daher auf den Namen
Smally getauft, aber er wurde allgemein als vollwertiger Schneemann anerkannt.
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Smally |
Um 21 Uhr haben wir uns mit dem Führer getroffen. Jeder hat eine Stirnlampe bekommen. Dann sind wir los auf einen nahegelegenen Berg geklettert. Gleich am Anfang haben wir ein kleines Nordlicht gesehen. Allerdings war es noch etwas früh und da es recht hell war, sah es nicht soo viel anders als die paar kleinen Wolken drumherum aus. Hätte der Führer uns nicht darauf hingewiesen, wäre es mir nicht aufgefallen.
Oben am Berg hatten wir eine schöne Aussicht. Immer mal wieder kam ein kleines Nordlicht. Zwischendurch gab es ein kleines Lagerfeuer und heiße Limonade. Dort standen wir ca. 1 Stunden und waren kurz davor aufzubrechen. Und dann, auf einmal: Der ganze Himmel ist erleuchtet und ein riesiges Nordlicht ist da. Es flackert und flimmert und sieht einfach toll aus! Ich habe versucht ein paar Bilder zu machen, aber ohne Stativ sind die ein wenig verwackelt. Auch täuschen sie etwas: Das Nordlicht sieht auf den Bildern intensiv grün aus, in Wirklichkeit war ein strahlendes Weiß mit leichtem Grünstich. Die Französin hatte eine gute Kamera dabei uns wenn ich darf, werde ich später noch ein paar Bilder von ihr herein stellen.
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kein tolles Bild, aber der Beweis! |
Auf jeden Fall waren wir alle sehr sehr froh und glücklich! Laut dem Führer war letzte Woche ein Paar fünf Tage lang jeden Abend draußen und hat keines gesehen, und wir hatten nur diese einzige Chance und dann sehen wir so ein tolles Nordlicht. Und wie der Führer es gesagt hat: Manchmal kommen Nordlichter von einem Moment auf den anderen. Bei uns war es auch so. Erst war ein kleines Licht zu sehen und binnen Sekunden wird es größer und größer bis der halbe Himmel strahlt und flackert. Wirklich toll!
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Schneeengel |
Auf dem Rückweg konnten wir es uns dann nicht nehmen lassen die Schneeanzüge auszunutzen und uns in den Schnee zu legen und Schneeengel zu machen. Um Mitternacht waren wir dann wieder im Hostel, alle sehr müde von der Fahrt und den vielen Erlebnissen.