So, da mein Leben nicht nur aus Vorlesungen besteht, jetzt zum restlichen Freitag. Nachmittags musste ich das erste Mal in das richtige Labor um dort einen Versuch durchzuführen. Ganz interessant war hierbei die Arbeitsweisen in meiner Uni in Deutschland und hier zu vergleichen. Die Methode die wir machen sollten habe ich in meinem Praktikum vor dem Umzug nach Schweden schon ein paar Mal durchgeführt, da sie Bestandteil meiner Bachelorarbeit sein wird. Und damals hat sie mich ehrlich gesagt ziemlich genervt. In Schweden geht die gleiche Methode um einiges schneller. Statt z.B. die 300 Proben in kleinen Tubes zu mischen und dann alle 300 Proben einzeln in die letztendlichen Plattenabschnitte zu pipettieren, mischen sie hier gleich alles in der Platte zusammen. Eigentlich sinnvoll, da man 300 Mal weniger pipettieren und 300 Tubes weniger beschriften muss. Außerdem haben wir in Deutschland nur Einzelpipetten. Hier gibt es aber 8erPipetten, sodass man (wenn denn in alle Tubes das gleiche muss) sich 7 Mal pipettieren spart. Und zu guter letzt arbeiten sie hier mehr oder weniger auf "irgendeinem" Tisch, wohingegen ich in Deutschland an einer Clean bench arbeiten musste. Die kann ziemlich nervig werden, weil man nicht auch mal kurz die Arbeitsfläche verlassen darf ohne sich wieder mit Desinfektionsmittel einreiben zu müssen.
der Stadtwald |
Zwischen der Vorlesung und dem Labor habe ich auf dem Heimweg noch einen Abstecher in den Wald gemacht, weil sehr schönes (wenn auch kühles) Wetter war. Dort war scheinbar ein gesamtes Lehrerkollegium dabei, ihren Schülern Orientierungslauf beizubringen. Kinder von 8-14 Jahren sind mir unentwegt aus dem Wald entgegen gekommen.
Bis 16 Uhr war ich also im Labor. Danach habe ich mich mit Yvana und einer Kanadierin in der Stadt getroffen. Eigentlich wollten wir in unsere Nation zum fridays luxury.
der Superkuchen :) |
Abends sind wir dann noch in eine andere Nation gegangen. Momentan sind nämlich ca. 200 Studenten aus Skandinavien an der Uni hier, um an einem großen Sportwettbewerb teilzunehmen. Typisch schwedisch waren wir dann schon um 20 Uhr da. Allerdings hat sich die Musik ab 23 Uhr ziemlich wiederholt. Einmal kann ich mir Lady Gaga ja noch anhören, aber ihr aktuelles Album in Dauerschleife zu hören... Ansonsten hat es aber Spaß gemacht.
Zur Clean Bench: Wir Deutschen neigen mitunter dazu, nur Ergebnissen zu vertrauen, die unter lupenreinsten, maximal standardisierten Bedingungen gewonnen wurden. Darum ist oft die Verwunderung groß, wenn im wirklichen Leben etwas anderes heraus kommt als gedacht (man könnte dies als Eficacy-Effectiveness-Paradoxon bezeichnen). In der Business-Welt haben wir darum für die Situation, daß einfältig beschränkte Management-Überlegungen auf Szenarien der Wirklichkeit trifft, eigens das Wort "Streßtest" erfunden. Aber ich verstricke mich in Ungereimtheiten. Aber versprich uns, daß Du die schwedische Methode, wenn sie funktioniert, in Deutschland einsetzst.
AntwortenLöschenZum OLer-Überfall: In Schweden ist Orientierungslauf obligater Bestandteil des Schulsports. Es war offenbar vor der Mobiltelephonrevolution, die in Schweden viel schneller gesiegt hatte als bei uns, in den weiten schwedischen Wäldern ein Selektionsvorteil, über Grundkenntnisse der Navigation zu verfügen. Vielleicht war von seinen Erfindern der Schul-OL sogar bewußt als Selektionsmechanismus gedacht? Sind denn wirklich alle Kinder aus dem Wald herausgekommen? Gibt es bei den Schweden vielleicht bereits entwicklungsgenetische Auffälligkeiten?