Samstag, 24. September 2011

ein Ausflug in die Entwicklungsgenetik

Freitag, 23.09.2011:
Ich hatte heute schon um 8:15 Uhr Uni. Das ist in Deutschland zwar eine normale Zeit, aber hier in Schweden ungewöhnlich früh. Meist fangen die Vorlesungen erst um 9-10 Uhr an. Dafür war die Vorlesung aber auch wirklich interessant. Es ging im Prinzip darum, welche Änderungen im Erbgut uns zu dem gemacht haben was wir sind. An sich unterscheiden wir uns (zumindest von der reinen Prozentzahl) genetisch nicht sonderlich vom Affen oder Schwein. Bei manchen Genen ist die Ähnlichkeit sogar so groß, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist mehr Ähnlichkeit mit der Gensequenz eines Schweines als der eines anderen Menschens zu haben. In der heutigen Vorlesung wurden dann einige statistische Möglichkeiten um Unterschiede in Gensequenzen nachzuweisen vorgestellt, und als Beispiele aktuelle Forschungsprojekte verwendet. So hat eine Forschungsgruppe festgestellt, dass sich eine bestimmte Gensequenz zwischen dem gemeinsamen Vorfahren Mensch/Affe und dem heutigen Huhn in nur zwei Basenpaaren unterscheidet. Vergleicht man jedoch den Vorfahren mit dem heutigen Menschen, so unterscheidet sich die Sequenz in 18 Basenpaaren. Sogar über die Säugetiere hinaus ist die Sequenz also hoch konserviert geblieben, nur in der Entwicklung des Menschens gibt es diese Unterschiede. Nachdem die Forscher die Sequenz gefunden haben (falls es jemand nachlesen möchte: sie wurde HAR1, also human accelerated region 1 genannt), wurde natürlich daran gearbeitet dessen Funktion herauszufinden. Es handelt sich um ein RNA-Gen. DNA wird in der Zelle in RNA transkribiert, und davon ausgehend werden Proteine translatiert. HAR1 wird zwar transkribiert (es entsteht also RNA), aber nicht weiter translatiert (es entstehen also keine Proteine). Doch RNA kann in der Zelle auch diverse andere Funktionen wahrnehmen. Nach ein paar Versuchen wurde festgestellt, dass HAR1 vor allem im Gehirn von Embryonen und während des Gehirnentwicklung im Neocortex exprimiert wird (also aktiv ist). Daraus schließen die Forscher, dass das Gen eine Rolle in der Gehirnentwicklung spielt.

Ähnliches wurde auch für die Sprachentwicklung des Menschens entdeckt. Es gibt ein Gen (FOXP2), dessen Mutation beim Menschen zu schweren Sprachproblemen führt. So wurden die Forscher auf das Gen aufmerksam und untersuchten es genauer. Es hat sich herausgestellt, dass 2/3 aller genetischen Unterschiede zwischen Maus und Mensch einzig auf der Entwicklungslinie der Menschen aufgetreten sind (also erst nach Trennung Affe/Mensch).
Es wurden auch andere Gensequenzen entdeckt, die sich nach dem selben Muster entwickelt habe, wie zum Beispiel HAR2, was wohl einen Einfluss auf die Entwicklungs des Daumes und allgemein auf die Möglichkeit des aufrechten Ganges beim Menschen hat.
Es gibt also sehr wenige Unterschiede zwischen Menschen und anderen Tieren, diese können aber ausschlaggebend sein.

So, eigentlich wollte ich über meinen heutigen Tag berichten. Aber so lernt man wenigstens noch etwas interessantes :)

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