Klassische skandinavische Gute-Laune Unterhaltung durfte ich letzten Sonntag genießen. Und zwar ging es zum zweiten Mal in das dänische Filminstitut. Dort werden jeden Sonntag dänische Filme mit englischen Untertiteln gezeigt. Hier muss man auf jeden Fall vorbestellen - die Vorstellungen sind meistens ausverkauft. Nach "En kongelig affære" ging es diesmal in Jagten ("The Hunt", "Die Jagd"). Der Film kam 2012 in die Kinos und wurde vor allem in Europa mit diversen Preisen ausgezeichnet, angefangen bei dem Darstellerpreis für den Hauptdarsteller Mads Mikkelsen bei den Filmfestspielen von Cannes, bis hin zu dem Preis für das beste Drehbuch beim Europäischen Filmpreis 2012 (an dieser Stelle: danke Wikipedia).
Auch Tage nach dem Kinobesuch weiß ich immer noch nicht, was ich von dem Film halten soll. Es spricht auf jeden Fall sehr für den Film, dass er mich immer noch beschäftigt.
Um kurz die Handlung zusammen zu fassen: Der eigentliche Lehrer Lucas wohnt in einem kleinen Dorf in Dänemark und arbeitet in einem Kindergarten. Er verbringt viel Zeit zusammen mit seinen besten Freunden, die alle Mitglieder im örtlichen Jagdverein sind. Seit der Trennung von seiner Frau wohnt er alleine in einem großen Haus. Er vermisst seinen Sohn Marcus, der nach einigem hin und her mit seiner Exfrau allerdings wieder zu ihm zurück ziehen soll.
Klara ist ein vier-jähriges Mädchen und die Tochter von Lucas' bestem Freund. Ihre Eltern streiten sich oft, und da Lucas ihr direkter Nachbar ist, nimmt er die kleine Klara morgens öfter mit in den Kindergarten. Klara himmelt Lucas an, und als der ihr gebasteltes Herz nicht annehmen möchte, fühlt sie sich zurückgewiesen. Der Kindergartenleiterin gegenüber äußert sie, dass sie Lucas hasse, und er mit seinem Geschlechtsteil auf sie gezeigt hätte. Mit der Aussage nimmt alles seinen Lauf. Auch wenn das kleine Mädchen später mehrfach wiederholt, dass sie nur eine Dummheit gesagt hätte, sind die Dorfbewohner davon überzeugt, dass Lucas ein Kinderschänder ist.
Die Handlung ist an manchen Stellen etwas überspitzt, wirft aber trotzdem Fragen auf: Wenn meine vierjährige Tochter behauptet, dass mein bester Freund sich an ihr befriedigt hat, wem glaube ich? Dem erwachsenen Freund, den ich seit Kinderzeiten kenne, oder meinem Kind? Wenn mein bester Freund der Pädophilie angeklagt wird, vertraue ich ihm dann noch meine Kinder im Kindergarten an?
Wie so oft bei Filmen kann man die Handlung schlecht in Worte oder einem kurzen Trailer zusammen fassen. Wenn die Möglichkeit besteht, würde ich ihn auf jeden Fall im Kino anschauen, da er sehr von Bildern und Atmosphären lebt.
Der Film hat auf jeden Fall die Eigenschaft, selbst die optimistischsten Menschen für einen Augenblick verstummen zu lassen. Ich habe noch nie in einem Kino gesessen und so viele Menschen um mich herum weinen gehört. Ein Mädchen in der Reihe vor mir hat sich ab der ersten Hälfte des Filmes kaum wieder beruhigen können.
Alles in allem lässt sich zusammen fassen:
Wenn man einem frisch verliebten und unheimlich nervig glücklichen Päarchen begegnet empfiehlt es sich diesen Film mit ihnen anzuschauen. Der bringt jede rosa Wolke zum Platzen und lässt einen für einen Moment nicht nur an der Gesellschaft, sondern auch den engsten Freunden zweifeln.
Ein sonderlicher Fan des Trailers bin ich nicht, da er den Film wie ein plattes Drama wirken lässt, aber der Vollständigkeit halber hier sogar auf deutsch:
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